Herr Kopp, Fachbereichsleiter Forst bei Landratsamt gibt dem Gemeinderat einen ausführlichen Überblick über das aktuelle Jahr. Er berichtet über den Wald, das warme und trockene Klima und die daraus resultierenden Waldschäden. Der Waldzustand wird seit 1986 dokumentiert. Hier können die Veränderungen erkannt und die Risiken bewertet werden. Diese Informationen sind eine wichtige Grundlage für den Forst, um Entscheidungen zum Schutz des Waldes zu treffen.
Dem Wald geht es insgesamt schlecht. Die Schäden seien allerdings anderorts deutlich auffälliger als im Landkreis Sigmaringen, so Herr Kopp. Während sich die Misere hier „nur“ durch lichte, schüttere Kronen und Wipfel bemerkbar macht.
- Die Fichten, als Flachwurzler kommen besonders schlecht an Wasser heran. Hier wurden ca. 22% auf ungeschädigt, 38% als schwach geschädigt, 35% auf mittelstark geschädigt und 5% als stark beschädigt eingestuft. Sobald diese schwach geschädigt sind, was durch die Trockenheit der letzten 3 Jahre der Fall ist, sind sie sehr anfällig für den Borkenkäfer.
- Bei der Buche wurde dokumentiert, dass nur noch ca. 10% des Bestandes ungeschädigt, 20% als schwach geschädigt, 61% bei mittelstark geschädigt und 9% als stark geschädigt eingestuft sind. Die letzten 4 Jahre lag die Belaubung bei ca. 35 Prozent. Im Gegensatz zu 2019, war dieses Jahr ein Mastjahr.
Der Forst zieht Bilanz. Der Holzpreis ist seit 2018 sehr gesunken, liegt z.Zt. bei 70,00 €/Fm (Holzsortiment). Hier wird auf eine Preiserholung gehofft. Herr Kopp schlägt vor, den Holzeinschlag weiter zu reduzieren und sobald sich dieser erholt, den Hiebsatz wieder zu erhöhen.
Herr Kopp stellte neue Fördermöglichkeiten für alle Waldbesitzer vor.
Für die Aufarbeitung von Schadholz kann eine Aufarbeitungshilfe von 6,00 € je Fm beantragt werden. Dies gilt auch für das zukünftig anfallende Sturm- und Käferholz.
Die Kommune hat für 2020 im ersten Antrag bereits 7.000 Euro beantragt.
Weitere Fördermöglichkeiten sind:
Der Transport ins anerkannte Trocken- oder Nasslager (hier wurde für die Gemeinde Neufra für das laufende Jahr 2020 4.000 € für das Trockenlager beantragt). Ebenso wird die Entrindung von Schadholz, des Hacken von Schadholz, Lagerung im Nasslager und die Wiederaufforstung nach Extremwetterereignissen bezuschusst.
Ebenso stellte er verschiedene Förderungen für Naturschutzmaßnahmen im Wald vor wie z.B. Maßnahmen zur freiwilligen Umsetzung von Waldnaturschutz. Hier werden private und kommunale Waldbesitzer gefördert bei folgenden Maßnahmen:
- Erhalt von Altbäumen
- Erhalt von Habitatbaumgruppen
- Förderung von lichten Wäldern
- Förderung der Nieder- und Mittelwaldbewirtschaftung
- Förderung von strukturierten Waldrändern
Der Erhalt von Altbäumen kann unter folgenden Voraussetzungen gewährt werden:
- Baum mit Mindestdurchmesser (Brusthöhendurchmesser = BHD) oder Baum mit Sonderstruktur (z. B. Spechtbaum, Blitzbaum…)
- Maximal 5 Bäume pro Hektar Bestandesfläche
Baumart | Zuwendung pro Baum für 10 Jahre | Zuwendung pro Baum für 20 Jahre |
---|
Eiche | 200 € | 550 € |
Rotbuche & sonst. Hartlaubholz | 130 € | 360 € |
Fichte & europ. Lärche | 140 € | 330 € |
Waldkiefer | 140 € | 330 € |
Weißtanne | 130 € | 360 € |
Weichlaubholz und Ulme | 70 € | 200 € |
Und der Erhalt von Habitatbaumgruppen kann durch folgende Kriterien beantragt werden:
- Baum mit Mindestdurchmesser (BHD) und Sonderstruktur (z. B. Spechthöhle)
- Mind. 7 und max. 15 Bäume pro Hektar
- 20 Jahre Zweckbindung
Habitatbaumgruppen-Typ | Zuwendung für 7 Bäume | Für jeden weiteren umbegenden Baum |
---|
Eichen-Typ | 3.700 € | 518 € |
Buchen-Typ | 2.650 € | 371 € |
Typ sonstiges Laubholz | 2.150 € | 301 € |
Nadelholz-Typ | 2.500 € | 350 € |
Danach verschafft Forstrevierleiter Hauser einen Überblick über den Holzeinschlag im laufenden Jahr und schlägt ebenso vor, den Holzeinschlag weiterhin zu reduzieren fürs Jahr 2021. Im laufenden Jahr 2020 wurde im Gemeindewald 900 Fm Sturmholz (95 % Fichten), 340 Fm Käferholz (100% Fichte), 190 Fm durch Pilzbefall (100%) Esche und Planmäßig 2180 Fm (72% Buche) eingeschlagen. Die gesamten Ausgaben lagen 2019 bei 204.871 € (2020 planmäßig bei 189.117 und für 2021 bei 223.345 €). Die Einnahmen bei 209.080 € (planmäßig 2019 bei 212.443 €und für 2021 bei 227.300 €) mit dem finanziellen Ergebnis von 4.209 € im Plus (2020 Planmäßig bei 23.326 € und für 2021 ein leichtes Plus von 3.955 €). Das Jahr 2020 wurde um 25% gegenüber dem Plan reduziert. Durch die Reduktion des Holzeinschlages wird das Jahr vermutlich 0 auf 0 aufgehen, so Herr Hauser.
Ebenso teilte er mit, dass am 05.11.2020 das PEFC-Audit Zertifikat erneuert wurden. Bei dieser Zertifizierung werden folgende Schwerpunkte kontrolliert: die Kontrolle Einhaltung Mindeststandards, die Nachhaltigkeit der Bewirtschaftung, die Sicherheit bei der Waldarbeit. Die Pfleglichkeit der Holzernte, die Bejagung und der Naturschutz. 30 - 40% der Neufraer Privatwaldbesitzer haben sich bereits zertifizieren lassen, so Herr Hauser. Bei der Zertifizierung gab es keinerlei Beanstandungen.
Nach ausführlicher Beratung hat der Gemeinderat gegen den Waldwirtschaftsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2021, wie von der Forstverwaltung vorgetragen keine Einwände. Der beiliegende Plan ist Bestandteil des Protokolls.
Das Gremium stimmtdem Waldhaushaltsplan für 2021 einstimmig zu.